TACTICA Projekt 2012: Wikingerüberfall auf die Hammaburg, Recherche und Geländebau, Update 08.02.2012TACTICA Projekt 2012: Wikingerüberfall auf die Hammaburg, Recherche und Geländebau, Update 08.02.2012

Moin zusammen, es ist Zeit, das neue Bauprojekt für die Tactica 2012 zu beginnen. In vielen Gesprächen und Mails hat sich bei Patrick (Wraith) von den Kurpfälzern, Thomas Hahn aus Hessen und mir Nordlicht eine gemeinsame Liebe zum „dunklen“ Frühmittelalter gezeigt. So haben wir beschlossen, ein gemeinsames Projekt für die Tactica 2012 anzugehen: Den Wikingerüberfall auf die Hammaburg im Jahre 845. Patrick (Wraith) wird für den Großteil der Figuren und die gespielten Szenarien verantwortlich sein. Thomas Hahn baut die Gebäude und die Ringwallsiedlung des frühmittelalterlichen Hammaburg. Ich werde den Plattenbau, die Landschaftsgestaltung und die historische Recherche übernehmen und ein paar Wikingerschiffchen beisteuern. Da wir nun zu dritt sind, darf es auch ein wenig größer werden. In Planung ist eine Präsentation von 3 x 3 Metern, allerdings in einer L-Form, um sicherzustellen, daß man auch noch überall dran kommt. Heute stelle ich die Ergebnisse der Recherche vor. Das Museum für Hamburgische Geschichte war da ein Quell der Inspiration und hat auch sehr schöne Dioramen zu dem Thema.   Der Wikingerüberfall auf die Hammaburg Hamburg (damals noch Hammaburg) war ursprünglich eine sächsische Siedlung. 804 ließ Karl der Große, in seiner unnachahmlichen Art, die Segnungen des Christentums zu den Heiden zu bringen, die Sachsen deportieren und siedelte slawische Abodriten in der verlassenen Siedlung an. 817 wurden die Abodriten aber von den Franken bereits wieder vertrieben, nachdem sie mit dem dänischen König paktiert hatten. Bischof Ansgar erhielt Hamburg 831 als seinen Sitz und Missionsstützpunkt. Die Bevölkerung Hamburgs wird zu diesem Zeitpunkt auf nicht mehr als 200 Bewohner geschätzt. Ein Kaff am Arsch der Heide also. Immerhin aber groß genug, dass die dänischen Wikinger es 845 überfielen und niederbrannten. Bischof Ansgar, die feige Sau, machte sich aus dem Staub und floh nach Süden. Er kehrte nie wieder zurück und das Projekt, Hamburg als eigene bischöfliche Diözese aufzubauen, war gescheitert. Das hier ist ein Modell von Hamburg zur Zeit Ansgars aus dem Museum für Hamburgische Geschichte: Ein paar verstreute Hütten und Felder. Ziemlich unspektakulär. Das ganze sieht aus, als wisse man noch nicht so ganz genau, ob die Steinzeit in Norddeutschland zu diesem Zeitpunkt wirklich schon vorbei war. Daher haben wir uns entschlossen, for the sake of Drama, von der Historie abzuweichen und für unsere Präsentation einige Elemente darzustellen, die es eigentlich erst 200 Jahre später gegeben hat. Auch hierfür hat das Museum für Hamburgische Geschichte ein sehr schönes Diorama parat. Dieses Modell zeigt Hamburg ca. 200 Jahre nach dem Wikingerüberfall, gegen 1050. Man sieht den Befestigungswall rechts, den sogenannten Heidenwall, der die Stadt auf der Halbinsel auf der Landseite schützt. Initiiert wurde der Bau von Erzbischof Unwan von Bremen (1013-1029). Der rechte Steinturm ist möglicherweise das Domizil des amtierenden Erzbischofs Bezelin von Köln (1035-1043), möglicherweise aber auch Teil einer geplanten Befestigungsanlage. Wie gesagt hatte Hamburg ja seit der Flucht Bischof Ansgars vor den Wikingern keinen eigenen Bischof mehr und wurde daher von anderen Diözesen mitregiert. Der Turm oben in der Mitte wird dem Landesherrn, Sachsenherzog Bernhard II. (1011-1056) zugeschrieben. Genau weiß man es, wie meist bei der Archäologie, nicht. Die Palisadenwall-Befestigung rechts vorne, die hier den Kirchenbau umschließt, ist die ursprünglich von Ansgar begonnene Hammaburg. Hier eine Nahaufnahme: Sie beruht aber auch schon auf älteren sächsischen und slawischen Bebauungen. Sie hatte einen Innendurchmesser von nur 35 Metern. Es ist aber auch möglich, dass es sich um einen fränkischen Turmhügel gehandelt hat. Die Funde lassen beide Deutungen zu. Hier noch mal ein genauerer blick auf die Siedlung und den noch sehr einfachen Hafen:   Hammaburg Geländebau Teil 1 So – nach einer viel zu langen Sommerpause geht es jetzt in die heiße Projektphase für die Hammaburg. Hier möchte ich zunächst mal das einzige, kleine Gebäudeensemble vorstellen, daß ich zum Projekt beisteuere. Die große Masse, also die gesamte Hammaburg-Siedlung und die Befestigungsanlagen, wird von Thomas Hahn gebaut. Wenigstens ein kleines Türmchen wollte ich aber auch bauen. Es handelt sich um eine kleine Turmhügelburg (auch Motte genannt), wie sie in der Zeit von 800-1100 – stellenweise auch noch später – in Norddeutschland als Rittergüter verbreitet waren. Als Vorlage diente mir diese Rekonstruktion, die bei Lütjenburg in Schleswig-Holstein ganz in meiner Nähe steht.     Hier erst mal das Geländeteil, auf dem der Turm später stehen soll. Es ist eine kleine Halbinsel zwischen der Elbe und dem Fluß Alster, der die Alsterfurt bewacht. Es stand an dieser Stelle tatsächlich eine Turmhügelburg, wahrscheinlich aber später als zum Zeitpunkt der hier dargestellten Ereignisse. Da wir aber auch die Hammaburg zu einem Zeitpunkt ca. 200 Jahre nach dem historischen Wikingerüberfall darstellen, ist der Turm einfach zu cool, um ihn wegzulassen.   Wie immer ist der erste Schritt die Stellprobe, um zu sehen, wie die verschiedenen Gebäude miteinander harmonieren werden. Die beiden Hütten sind fertige Modelle von Gripping Beast.         Das Geländeteil ist aus sehr porösem Material gebaut, daß sich prima schleifen läßt. Auf diesem Bild ist noch nix geschliffen.             Die Fugen habe ich dann noch mit Fliesenkleber zugespachtelt.             Der Wehrturm: Wie überall in Norddeutschland ist der Turm natürlich aus Holz. Steine sind hier Mangelware und dementsprechend waren sie schwer zu bekommen und sehr teuer. Nur der Bischofsturm der Hammaburg war aus Stein.   Die Grundkonstruktion des Turms ist aus Raketenschäften, die ich nach Sylvester gerne sammle.                 Hier die Palisade, die den Eingang des Turmes schützt. Vor Eindringlingen und vor den Blicken der Bewohner des Gehöftes, wenn der Herr Ritter zum Pinkeln aus dem Turm kommt.         Die Bretter sind aus den allseits beliebten McDonalds Kaffeerührstäbchen. Meiner Meinung nach das einzige Produkt, auf das McDonalds wirklich stolz sein kann. Diese Kaffeerührstäbchen habe ich dann mit dem Cutter an den Kanten ein wenig bearbeitet, damit es mehr nach grob gezimmerten Planken aussieht.           Hier sind bereits beide Stockwerke fertig und die Turmplattform wird begonnen.               In das obere Stockwerk kann man durch 2 Fenster sogar etwas Licht und Luft lassen. Im frühen Mittelalter mag man das für überflüssigen Luxus gehalten haben. Aber da der Originalturm auch ein Fenster hat, habe ich das hier ebenfalls eingebaut.               Wie beim Lütjenburger Turm soll das Modell ein Giebeldach bekommen.                   Das Dach wird strohgedeckt sein. Dafür verwende ich Fell. Wie bekannt, setze ich mich ja ab und zu auf eines unserer Haustiere, da ist immer ein bißchen Fell über 🙂                 Das Gehöft: Wie die meisten Ritter zu der Zeit, lebt auch unser Herr von einer kleinen Landwirtschaft, die von einigen Leibeigenen betrieben wird. Die wohnen in den Hütten am Fuße des Turms. Um die Hütten herum baue ich einen Weidenflechtzaun. Dies ist die am häufigsten verbreitete Zaunart der Epoche in unserer Region. Der Zaun besteht aus Draht, der um kleine Hölzchen geflochten wird.         Das fast fertige Geländeteil nach der ersten Begrünungsstufe mit statischem Gras.             Verschiedene Sorten Turf kommen als 2. Schicht über das Gras.             Am Zaun und an anderen Stellen, die von Mensch und Tier weniger stark frequentiert werden,  habe ich längeres Gras aufgeklebt.             Einzelne Büschel längeren Grases lockern das ganze auf und lassen die Begrünung realistischer aussehen.           Das fertige Ensemble: Wie man auf dem Foto des Originalturms sieht, ist das Eichenholz schon nach wenigen Jahren eher grau als braun. Das habe ich versucht, auch beim Modell nachzubilden. Diese Farbe macht meines Erachtens einen viel authentischeren Eindruck als die vielen braunen Holzmodelle, die man häufig sieht. Man sieht hier auch, wie das tote Tier auf dem Dach des Turms aussieht, nachdem es mit einer Schicht verdünntem Weißleim geglättet und versteift und dann in 3-4 Farbschichten bemalt wurde.               Wenn ich mir das Ergebnis auf den Bildern hier ansehe, dann ist es noch recht karg.  Ein paar weitere Schichten Begrünung werden wohl noch folgen,  dann ist dieser erste Bauabschnitt fertig und es geht an den nächsten.

Update 01.01.2012

So, kurz vor dem Work-in-progress-Preview der Platte auf der Kauzenburg hier noch mal ein Update der aktuellen Baufortschrittes. Die Wasserfläche und das Gelände, auf dem die Schlacht stattfinden wird, sind recht weit gediehen. Es fehlen nur noch Verschönerungsarbeiten, die aber erfahrungsgemäß sehr zeitaufwändig sind. Zunächst zwei WIP-Bilder vom nächsten Bauabschnitt. Der Fläche, auf der die eigentliche Schlacht stattfinden soll. Ich finde flache Wargamingplatten inzwischen sterbenslangweilig. Daher war es eine große Inspiration für mich, die „Don Kanyar“ – Platte von den Frankfurtern auf der letzten Tactica zu sehen. Die gesamte Platte besteht aus sanft geschwungenen Hügeln. Flach genug, damit die Figuren überall problemlos stehen können, aber so, daß auf der gesamten Platte so gut wie keinen brettflachen Bereiche übrig bleiben. Der Stand der Dinge: In der Ecke der Platte voll ein kleines Gehöft stehen. Das ist noch sehr provisorisch nur mit Dingen dargestellt, die ich gerade herumliegen hatte.                               Die Hütten unterhalb des Wehrturmes noch mal aus einer neuen Perspektive: Die Brücke über den Alsterlauf: Das wichtigste auf jeder Wargamingplatte: Zivilisten! Hier nun einige Gesamtansichten des Teilabschnitts. Angefügt werden nochmal 120 x 240 cm mit der eigentlichen Hammaburg.   Update 08.02.2012 Kurz vor der Tactica hier nun noch ein letztes Update. Die eigentliche Hammaburg und die umgebende Siedling. Die Siedlung ist eine Co-Produktion von Thomas Hahn und mir. Thomas hat die großartigen Hütten, die Wälle und den Torturm beigesteuert. Ich habe dann die eigentliche Ringwallfestung Hammaburg zugefügt und das Ganze gestalterisch in einen Kontext gebracht. Hier zuerst mal die Hammaburg. Eine frühmittelalterliche Befestigungsalage, wie sie in ganz Nordeuropa zu finden war. Nicht viel mehr als ein Erdwall mit spitzen Stöcken drauf. Wer konnte, hatte noch einen Wassergraben drumrum. Das war damals die Krone der Wehrbaukunst. Die Ages waren halt noch sehr dark… Dieser Link hier führt zur slawischen Ringwallfestung Groß-Raden, nicht weit von Hamburg entfernt. Es ist ein Nachbau nach Originalfunden, datiert auf das 9. und 10. Jahrhundert, also genau die Zeit unseres Wikingerüberfalls auf die Hammaburg. http://www.gross-raden.de/gross-raden-archaeologisches-freilichtmuseum.html Diese wunderschöne Anlage haben wir uns als Inspiration und Vorlage genommen. Jeder, der bei Mittelalter an steinerne Burgen, Turniere und Hofdamen mit spitzen Hüten denkt, bekommt hier mal einen schönen Gegenentwurf. In der Mitte der Hammaburg die Kirche. Es ist eine Annahme der Archäologen, daß diese dort stand. Sicher ist man nicht. Hrutgar und Sören bei der Sightseeing -Tour durch die sächsische Festung… Hier eine Draufsicht. Da weiß man, warum die Dinger Ringwallfestungen genannt wurden. Gegenüber der Turm von Bischof Ansgar. Der war aus Stein und somit eine kleine architektonische Sensation für die Zeit und die Gegend. Eine Machtdemonstration erster Güte. Hat die Wikinger aber trotzdem nicht beeindruckt. Im Vordergrund sehen wir den sogenannten Heidenwall, der den heidnischen Abschaum von den Errungenschaften der christlichen Zivilisation fernhalten sollte. Hat auch nicht geklappt. Die Lücke, die man dort sieht, wird noch durch einen weiteren Torturm gefüllt, den Thomas gerade baut.     Der Hafen, der von einem toten Arm des Flusses Alster gebildet wird, habe ich mit einer schweren Kette gesperrt. Die gab es im Original nicht, genau so wenig wie irgendwelche Verteidigungsanlagen zu dieser Seite der Halbinsel. Die sind hier nur, damit es für die Wikinger nicht ganz so simpel wird, wie es in der Realität wohl war. Hier nun einige Ansichten des Siedlung. Eine Nahaufnahme der Bodengestaltung und der Weidengeflechtzäune. In der Mitte hinten die Methode mit Draht, vorne links ist der Zaun aus Schnur gebaut. In dieser Ansicht gefällt mir der Draht besser, da viel realistischer. Mit der Schnur läßt sich der Zaun besser bauen und sieht hinterher „ordentlicher“ aus, was auf größere Entfernung besser wirkt. Hier kann man die schönen Hütten von Thomas gut sehen, die viel zum atmosphärischen Gesamtbild beitragen. Super Arbeit!   Hier sieht man den Geländebauerischen Quantensprung, der die Hammaburg-Siedlung von einem Drama klassischen Stils dann doch noch zu einem Happy End gebracht hat. Vorher war ich kurz davor, das gesamte Projekt in die Tonne zu treten. Der Grund: Ich hatte als Untergrund für die Siedlung klassische, sandbestreute Platten gebaut. Die Gebäude stehen auf einzelnen, dioramenartigen Geländemodulen, mit den Zäunen, Misthaufen etc. Diese standen dann aber so deplatziert auf den Sandplatten, daß das gewünschte Flair überhaupt nicht rüber kam. Erst die rettende Idee, die Fläche mit Acryl-Sand-Gemisch in eine Matschfläche zu verwandeln und zweitens die Module mit den Häusern in diesem Matsch zu versenken, damit die störenden Absätze verschwinden, brachten den Durchbruch. Hier sieht man den nun homogenen Übergang. Vorne der Matschboden aus Acryl und dahinter das Dorfmodul. Nicht an allen Stellen ist der Übergang so nahezu perfekt geworden, aber ich bin nun zufrieden mit dem Ergebnis. Die Siedlung im ganzen Stück. Es sind 15 Dorf- und Befestigungsmodule, die auf der Acrylfläche stehen. Eine gewisse Modularität war aus Transportgründen unvermeidlich. Auch so wird es recht anspruchsvoll, die gesamte Präsentation zu transportieren.   Als letzten Teil der „Pflicht“ werde ich jetzt noch die Wasserflächen komplett ersetzen durch etwas, das hoffentlich mehr der Gewässerfarbe eines Flusses entspricht. Hier ist der Wunsch nach modularer Verwendung mal wieder zum Verhängnis geworden und führt zu Doppelarbeit. Ich habe im Hinblick auf eine Verwendung für Dystopian Wars gleichförmig blaue Wasserplatten gebaut. Das ist natürlich Schrott. Kein Fluß ist so blau; ohne seichte Bereiche an den Ufern. Das sieht einfach unrealistisch aus. Also weg damit. Das Wasser 2.0 wird aus einer bemalten und mit durchsichtigem Acryl überzogenen Stoffbahn bestehen.

Moin zusammen,

es ist Zeit, das neue Bauprojekt für die Tactica 2012 zu beginnen. In vielen Gesprächen und Mails hat sich bei Patrick (Wraith) von den Kurpfälzern, Thomas Hahn aus Hessen und mir Nordlicht eine gemeinsame Liebe zum „dunklen“ Frühmittelalter gezeigt. So haben wir beschlossen, ein gemeinsames Projekt für die Tactica 2012 anzugehen: Den Wikingerüberfall auf die Hammaburg im Jahre 845.

Patrick (Wraith) wird für den Großteil der Figuren und die gespielten Szenarien verantwortlich sein.

Thomas Hahn baut die Gebäude und die Ringwallsiedlung des frühmittelalterlichen Hammaburg.

Ich werde den Plattenbau, die Landschaftsgestaltung und die historische Recherche übernehmen und ein paar Wikingerschiffchen beisteuern.

Da wir nun zu dritt sind, darf es auch ein wenig größer werden. In Planung ist eine Präsentation von 3 x 3 Metern, allerdings in einer L-Form, um sicherzustellen, daß man auch noch überall dran kommt.

Heute stelle ich die Ergebnisse der Recherche vor. Das Museum für Hamburgische Geschichte war da ein Quell der Inspiration und hat auch sehr schöne Dioramen zu dem Thema.

 

Der Wikingerüberfall auf die Hammaburg

Hamburg (damals noch Hammaburg) war ursprünglich eine sächsische Siedlung. 804 ließ Karl der Große, in seiner unnachahmlichen Art, die Segnungen des Christentums zu den Heiden zu bringen, die Sachsen deportieren und siedelte slawische Abodriten in der verlassenen Siedlung an. 817 wurden die Abodriten aber von den Franken bereits wieder vertrieben, nachdem sie mit dem dänischen König paktiert hatten. Bischof Ansgar erhielt Hamburg 831 als seinen Sitz und Missionsstützpunkt. Die Bevölkerung Hamburgs wird zu diesem Zeitpunkt auf nicht mehr als 200 Bewohner geschätzt. Ein Kaff am Arsch der Heide also.

Immerhin aber groß genug, dass die dänischen Wikinger es 845 überfielen und niederbrannten. Bischof Ansgar, die feige Sau, machte sich aus dem Staub und floh nach Süden. Er kehrte nie wieder zurück und das Projekt, Hamburg als eigene bischöfliche Diözese aufzubauen, war gescheitert.

Das hier ist ein Modell von Hamburg zur Zeit Ansgars aus dem Museum für Hamburgische Geschichte: Ein paar verstreute Hütten und Felder. Ziemlich unspektakulär. Das ganze sieht aus, als wisse man noch nicht so ganz genau, ob die Steinzeit in Norddeutschland zu diesem Zeitpunkt wirklich schon vorbei war. Daher haben wir uns entschlossen, for the sake of Drama, von der Historie abzuweichen und für unsere Präsentation einige Elemente darzustellen, die es eigentlich erst 200 Jahre später gegeben hat. Auch hierfür hat das Museum für Hamburgische Geschichte ein sehr schönes Diorama parat.

Dieses Modell zeigt Hamburg ca. 200 Jahre nach dem Wikingerüberfall, gegen 1050. Man sieht den Befestigungswall rechts, den sogenannten Heidenwall, der die Stadt auf der Halbinsel auf der Landseite schützt. Initiiert wurde der Bau von Erzbischof Unwan von Bremen (1013-1029).

Der rechte Steinturm ist möglicherweise das Domizil des amtierenden Erzbischofs Bezelin von Köln (1035-1043), möglicherweise aber auch Teil einer geplanten Befestigungsanlage. Wie gesagt hatte Hamburg ja seit der Flucht Bischof Ansgars vor den Wikingern keinen eigenen Bischof mehr und wurde daher von anderen Diözesen mitregiert.

Der Turm oben in der Mitte wird dem Landesherrn, Sachsenherzog Bernhard II. (1011-1056) zugeschrieben. Genau weiß man es, wie meist bei der Archäologie, nicht.

Die Palisadenwall-Befestigung rechts vorne, die hier den Kirchenbau umschließt, ist die ursprünglich von Ansgar begonnene Hammaburg. Hier eine Nahaufnahme:

Sie beruht aber auch schon auf älteren sächsischen und slawischen Bebauungen. Sie hatte einen Innendurchmesser von nur 35 Metern. Es ist aber auch möglich, dass es sich um einen fränkischen Turmhügel gehandelt hat. Die Funde lassen beide Deutungen zu.

Hier noch mal ein genauerer blick auf die Siedlung und den noch sehr einfachen Hafen:

 

Hammaburg Geländebau Teil 1

So – nach einer viel zu langen Sommerpause geht es jetzt in die heiße Projektphase für die Hammaburg. Hier möchte ich zunächst mal das einzige, kleine Gebäudeensemble vorstellen, daß ich zum Projekt beisteuere. Die große Masse, also die gesamte Hammaburg-Siedlung und die Befestigungsanlagen, wird von Thomas Hahn gebaut. Wenigstens ein kleines Türmchen wollte ich aber auch bauen. Es handelt sich um eine kleine Turmhügelburg (auch Motte genannt), wie sie in der Zeit von 800-1100 – stellenweise auch noch später – in Norddeutschland als Rittergüter verbreitet waren.

Als Vorlage diente mir diese Rekonstruktion, die bei Lütjenburg in Schleswig-Holstein ganz in meiner Nähe steht.

 

 

Hier erst mal das Geländeteil, auf dem der Turm später stehen soll. Es ist eine kleine Halbinsel zwischen der Elbe und dem Fluß Alster, der die Alsterfurt bewacht. Es stand an dieser Stelle tatsächlich eine Turmhügelburg, wahrscheinlich aber später als zum Zeitpunkt der hier dargestellten Ereignisse. Da wir aber auch die Hammaburg zu einem Zeitpunkt ca. 200 Jahre nach dem historischen Wikingerüberfall darstellen, ist der Turm einfach zu cool, um ihn wegzulassen.

 

Wie immer ist der erste Schritt die Stellprobe, um zu sehen, wie die verschiedenen Gebäude miteinander harmonieren werden. Die beiden Hütten sind fertige Modelle von Gripping Beast.

 

 

 

 

Das Geländeteil ist aus sehr porösem Material gebaut, daß sich prima schleifen läßt. Auf diesem Bild ist noch nix geschliffen.

 

 

 

 

 

 

Die Fugen habe ich dann noch mit Fliesenkleber zugespachtelt.

 

 

 

 

 

 

Der Wehrturm:

Wie überall in Norddeutschland ist der Turm natürlich aus Holz. Steine sind hier Mangelware und dementsprechend waren sie schwer zu bekommen und sehr teuer. Nur der Bischofsturm der Hammaburg war aus Stein.

 

Die Grundkonstruktion des Turms ist aus Raketenschäften, die ich nach Sylvester gerne sammle.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier die Palisade, die den Eingang des Turmes schützt. Vor Eindringlingen und vor den Blicken der Bewohner des Gehöftes, wenn der Herr Ritter zum Pinkeln aus dem Turm kommt.

 

 

 

 

Die Bretter sind aus den allseits beliebten McDonalds Kaffeerührstäbchen. Meiner Meinung nach das einzige Produkt, auf das McDonalds wirklich stolz sein kann. Diese Kaffeerührstäbchen habe ich dann mit dem Cutter an den Kanten ein wenig bearbeitet, damit es mehr nach grob gezimmerten Planken aussieht.

 

 

 

 

 

Hier sind bereits beide Stockwerke fertig und die Turmplattform wird begonnen.

 

 

 

 

 

 

 

In das obere Stockwerk kann man durch 2 Fenster sogar etwas Licht und Luft lassen. Im frühen Mittelalter mag man das für überflüssigen Luxus gehalten haben. Aber da der Originalturm auch ein Fenster hat, habe ich das hier ebenfalls eingebaut.

 

 

 

 

 

 

 

Wie beim Lütjenburger Turm soll das Modell ein Giebeldach bekommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Dach wird strohgedeckt sein. Dafür verwende ich Fell. Wie bekannt, setze ich mich ja ab und zu auf eines unserer Haustiere, da ist immer ein bißchen Fell über 🙂

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Gehöft:

Wie die meisten Ritter zu der Zeit, lebt auch unser Herr von einer kleinen Landwirtschaft, die von einigen Leibeigenen betrieben wird. Die wohnen in den Hütten am Fuße des Turms.

Um die Hütten herum baue ich einen Weidenflechtzaun. Dies ist die am häufigsten verbreitete Zaunart der Epoche in unserer Region. Der Zaun besteht aus Draht, der um kleine Hölzchen geflochten wird.

 

 

 

 

Das fast fertige Geländeteil nach der ersten Begrünungsstufe mit statischem Gras.

 

 

 

 

 

 

Verschiedene Sorten Turf kommen als 2. Schicht über das Gras.

 

 

 

 

 

 

Am Zaun und an anderen Stellen, die von Mensch und Tier weniger stark frequentiert werden,  habe ich längeres Gras aufgeklebt.

 

 

 

 

 

 

Einzelne Büschel längeren Grases lockern das ganze auf und lassen die Begrünung realistischer aussehen.

 

 

 

 

 

Das fertige Ensemble:

Wie man auf dem Foto des Originalturms sieht, ist das Eichenholz schon nach wenigen Jahren eher grau als braun. Das habe ich versucht, auch beim Modell nachzubilden. Diese Farbe macht meines Erachtens einen viel authentischeren Eindruck als die vielen braunen Holzmodelle, die man häufig sieht.

Man sieht hier auch, wie das tote Tier auf dem Dach des Turms aussieht, nachdem es mit einer Schicht verdünntem Weißleim geglättet und versteift und dann in 3-4 Farbschichten bemalt wurde.

 

 

 

 

 

 

 

Wenn ich mir das Ergebnis auf den Bildern hier ansehe, dann ist es noch recht karg.  Ein paar weitere Schichten Begrünung werden wohl noch folgen,  dann ist dieser erste Bauabschnitt fertig und es geht an den nächsten.

 

Update 01.01.2012

So, kurz vor dem Work-in-progress-Preview der Platte auf der Kauzenburg hier noch mal ein Update der aktuellen Baufortschrittes.

Die Wasserfläche und das Gelände, auf dem die Schlacht stattfinden wird, sind recht weit gediehen. Es fehlen nur noch Verschönerungsarbeiten, die aber erfahrungsgemäß sehr zeitaufwändig sind.

Zunächst zwei WIP-Bilder vom nächsten Bauabschnitt. Der Fläche, auf der die eigentliche Schlacht stattfinden soll.

Ich finde flache Wargamingplatten inzwischen sterbenslangweilig. Daher war es eine große Inspiration für mich, die „Don Kanyar“ – Platte von den Frankfurtern auf der letzten Tactica zu sehen. Die gesamte Platte besteht aus sanft geschwungenen Hügeln. Flach genug, damit die Figuren überall problemlos stehen können, aber so, daß auf der gesamten Platte so gut wie keinen brettflachen Bereiche übrig bleiben.

Der Stand der Dinge:

In der Ecke der Platte voll ein kleines Gehöft stehen. Das ist noch sehr provisorisch nur mit Dingen dargestellt, die ich gerade herumliegen hatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Hütten unterhalb des Wehrturmes noch mal aus einer neuen Perspektive:

Die Brücke über den Alsterlauf:

Das wichtigste auf jeder Wargamingplatte: Zivilisten!

Hier nun einige Gesamtansichten des Teilabschnitts. Angefügt werden nochmal 120 x 240 cm mit der eigentlichen Hammaburg.

 

Update 08.02.2012

Kurz vor der Tactica hier nun noch ein letztes Update. Die eigentliche Hammaburg und die umgebende Siedling. Die Siedlung ist eine Co-Produktion von Thomas Hahn und mir. Thomas hat die großartigen Hütten, die Wälle und den Torturm beigesteuert. Ich habe dann die eigentliche Ringwallfestung Hammaburg zugefügt und das Ganze gestalterisch in einen Kontext gebracht.
Hier zuerst mal die Hammaburg. Eine frühmittelalterliche Befestigungsalage, wie sie in ganz Nordeuropa zu finden war. Nicht viel mehr als ein Erdwall mit spitzen Stöcken drauf. Wer konnte, hatte noch einen Wassergraben drumrum. Das war damals die Krone der Wehrbaukunst. Die Ages waren halt noch sehr dark…

Dieser Link hier führt zur slawischen Ringwallfestung Groß-Raden, nicht weit von Hamburg entfernt. Es ist ein Nachbau nach Originalfunden, datiert auf das 9. und 10. Jahrhundert, also genau die Zeit unseres Wikingerüberfalls auf die Hammaburg.

http://www.gross-raden.de/gross-raden-archaeologisches-freilichtmuseum.html

Diese wunderschöne Anlage haben wir uns als Inspiration und Vorlage genommen. Jeder, der bei Mittelalter an steinerne Burgen, Turniere und Hofdamen mit spitzen Hüten denkt, bekommt hier mal einen schönen Gegenentwurf.

In der Mitte der Hammaburg die Kirche. Es ist eine Annahme der Archäologen, daß diese dort stand. Sicher ist man nicht.

Hrutgar und Sören bei der Sightseeing -Tour durch die sächsische Festung…

Hier eine Draufsicht. Da weiß man, warum die Dinger Ringwallfestungen genannt wurden.

Gegenüber der Turm von Bischof Ansgar. Der war aus Stein und somit eine kleine architektonische Sensation für die Zeit und die Gegend. Eine Machtdemonstration erster Güte. Hat die Wikinger aber trotzdem nicht beeindruckt.

Im Vordergrund sehen wir den sogenannten Heidenwall, der den heidnischen Abschaum von den Errungenschaften der christlichen Zivilisation fernhalten sollte. Hat auch nicht geklappt.

Die Lücke, die man dort sieht, wird noch durch einen weiteren Torturm gefüllt, den Thomas gerade baut.

 

 

Der Hafen, der von einem toten Arm des Flusses Alster gebildet wird, habe ich mit einer schweren Kette gesperrt. Die gab es im Original nicht, genau so wenig wie irgendwelche Verteidigungsanlagen zu dieser Seite der Halbinsel. Die sind hier nur, damit es für die Wikinger nicht ganz so simpel wird, wie es in der Realität wohl war.

Hier nun einige Ansichten des Siedlung.

Eine Nahaufnahme der Bodengestaltung und der Weidengeflechtzäune. In der Mitte hinten die Methode mit Draht, vorne links ist der Zaun aus Schnur gebaut. In dieser Ansicht gefällt mir der Draht besser, da viel realistischer. Mit der Schnur läßt sich der Zaun besser bauen und sieht hinterher „ordentlicher“ aus, was auf größere Entfernung besser wirkt.

Hier kann man die schönen Hütten von Thomas gut sehen, die viel zum atmosphärischen Gesamtbild beitragen. Super Arbeit!

 

Hier sieht man den Geländebauerischen Quantensprung, der die Hammaburg-Siedlung von einem Drama klassischen Stils dann doch noch zu einem Happy End gebracht hat. Vorher war ich kurz davor, das gesamte Projekt in die Tonne zu treten. Der Grund: Ich hatte als Untergrund für die Siedlung klassische, sandbestreute Platten gebaut. Die Gebäude stehen auf einzelnen, dioramenartigen Geländemodulen, mit den Zäunen, Misthaufen etc. Diese standen dann aber so deplatziert auf den Sandplatten, daß das gewünschte Flair überhaupt nicht rüber kam.

Erst die rettende Idee, die Fläche mit Acryl-Sand-Gemisch in eine Matschfläche zu verwandeln und zweitens die Module mit den Häusern in diesem Matsch zu versenken, damit die störenden Absätze verschwinden, brachten den Durchbruch.

Hier sieht man den nun homogenen Übergang. Vorne der Matschboden aus Acryl und dahinter das Dorfmodul. Nicht an allen Stellen ist der Übergang so nahezu perfekt geworden, aber ich bin nun zufrieden mit dem Ergebnis.

Die Siedlung im ganzen Stück. Es sind 15 Dorf- und Befestigungsmodule, die auf der Acrylfläche stehen. Eine gewisse Modularität war aus Transportgründen unvermeidlich. Auch so wird es recht anspruchsvoll, die gesamte Präsentation zu transportieren.

 

Als letzten Teil der „Pflicht“ werde ich jetzt noch die Wasserflächen komplett ersetzen durch etwas, das hoffentlich mehr der Gewässerfarbe eines Flusses entspricht. Hier ist der Wunsch nach modularer Verwendung mal wieder zum Verhängnis geworden und führt zu Doppelarbeit. Ich habe im Hinblick auf eine Verwendung für Dystopian Wars gleichförmig blaue Wasserplatten gebaut.

Das ist natürlich Schrott. Kein Fluß ist so blau; ohne seichte Bereiche an den Ufern. Das sieht einfach unrealistisch aus. Also weg damit. Das Wasser 2.0 wird aus einer bemalten und mit durchsichtigem Acryl überzogenen Stoffbahn bestehen.

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